Marco Ceroli

Munari®-Pädagoge, Kunst-Pädagoge, Museums-Pädagoge

Geboren bin ich am 01. Dezember 1963 in Schwenningen (Baden-Württemberg).

 

Meine Eltern waren sogenannte „Gastarbeiter“. Ich besuchte sowohl die Schule in Deutschland als auch die Schule in Italien. Heute nennt man das eine Wechselbiografie.

 

Nach Abschluss der Schuljahre begann ich ein Studium auf Lehramt. Doch die Art und Weise, wie ein Lehrer mit Kindern arbeiten sollte, war für mich nicht stimmig. So habe ich mein Studium abgebrochen und bin in die Arbeitswelt gegangen.

 

Dank meiner Kenntnisse der deutschen Sprache machte es Sinn, mit drei Freunden eine Animationsgruppe zu gründen. Wir waren in mehreren Hotels und Residenzen an der Adriaküste aktiv. Für die kleinen und erwachsenen Gäste boten wir nachmittags Spiele an. Nach dieser Erfahrung war mir klar, dass ich mit Kindern arbeiten möchte.

 

In Faenza, im Museo Internazionale delle Ceramiche, gab es die Möglichkeit, Kurse zu besuchen. Und zwar nach einer außergewöhnlichen Methode: Es ging darum, wie man mit Kindern anders arbeiten kann. So lernte ich die Munari®-Methode kennen.

 

Die Munari®-Methode unterstützt die Entwicklung und Bildung, indem diese Bereiche durch Spiel gefördert werden. Bruno Munari war überzeugt, dass: "Die wichtigste Beschäftigung der Kinder ist Spielen. Wer Kinder unterrichten will, soll in die Spielewelt eintauchen und durch Spiele ihre didaktischen und mathematischen Fähigkeiten wecken." Damals nahm ich an mehreren Kursen teil. Einige davon unterrichtete Bruno Munari persönlich.

 

Ein Jahr später erfuhr ich, dass man Gelder für Projekte in Regionen Europas bekommen konnte, in denen das schulische System nicht dem mitteleuropäischen Standard entsprach. Eine Kollegin und ich haben uns für eine Munari®-Schule auf Gran Canaria beworben. Wir glaubten jedoch nicht so recht daran, dass wir Erfolg haben würden.

Doch nach einem halben Jahr kam ein Brief aus Brüssel vom europäischen Kulturfonds, indem uns mitgeteilt wurde, dass unser Projekt eines von zehn ist, das sie finanzieren werden. Wir trauten unseren Augen nicht und waren beeindruckt.

Die nächste Frage war: Wie wollten wir das Projekt umsetzen? Da wir keine Kenntnisse in diesem Bereich hatten, haben wir den Leiter des Museums gefragt, was er uns empfehlen würde. Er bat uns, mit Bruno Munari zu sprechen. Er würde in nächster Zeit wieder einen Kurs in Faenza halten, da könnten wir ihn fragen.

 

Einige Tage nach seinem Kurs gab uns Bruno Munari tatsächlich Tipps. Es ging um den Aufbau des Kurses, die Umsetzung vor Ort und was wir von Italien aus bereits organisieren könnten. Unser Projekt richtete sich an die Kinder der Insel, die sogenannten „Guanches“.

 

Die meisten Menschen, die dort lebten, waren arm - mit allen Problemen, die Armut mit sich brachte. Viele Erwachsene arbeiteten in den Touristen-Hochburgen als günstiges Personal (zum Beispiel als Reinigungskraft, an der Rezeption oder als Gärtner in den Anlagen). Ihr Verdienst reichte kaum zum Überleben. Wir arbeiteten dort ein Jahr mit den Kindern und ermöglichten ihnen Freude und ein sich selbst kennenlernen durch den kreativen Ausdruck.

 

Später in Italien war ich Schauspieler und Techniker der ersten Theaterkompanie, die mit dem italienischen Schulamt kooperierte. Wir sind das ganze Schuljahr durch Italien gefahren und haben in den Theatern unsere Märchen aufgeführt. Die Kinder kamen immer morgens ins Theater und nach unserer Vorführung zeigten wir ihnen, wie es möglich ist, dass es "schneit, donnert und windet" in der Dunkelheit eines Theaters.

 

Als Animateur war ich später für mehrere Hotels und Residenzen an der Adriaküste verantwortlich. Im Winter begann ich kreative Angebote für Kinder mit und ohne Behinderung anzubieten. Ich konnte beobachten, wie Kinder, die in Gegenwart anderer Kinder oder Eltern gehemmt waren, plötzlich anfingen, zu malen und dabei Spaß hatten.

 

Das Leben hat mich Mitte der 1990er-Jahre nach Deutschland geführt. Ich habe drei Jahre in einer Fabrik gearbeitet, bevor ich die Gelegenheit hatte, einen ersten kreativen Kurs mit vier- und sechsjährigen Kindern zu organisieren. Dieser Anfang hat es mir ermöglicht, wieder meine Berufung zu leben.

 

Trotz meiner mittlerweile schlechteren Deutsch-Kenntnisse bewarb ich mich im Kunsthaus Bregenz (KUB) in Vorarlberg (Österreich) um eine Stelle. In diesem Museum für Zeitgenössische Kunst erhielt ich (durch meine Erfahrungen mit Kindern und die Fähigkeit, mit der italienischen Gestik zu kommunizieren) die Möglichkeit, als Museumspädagoge tätig zu werden.

 

In den nächsten Monaten wurde meine Tochter geboren. Sie ist heute 25 Jahre alt. Mittlerweile ermögliche ich seit 26 Jahren Schulklassen einen Zugang zu den unterschiedlichen Themen der KünstlerInnen, deren Werke im Kunsthaus Bregenz ausgestellt werden. Zu jeder Ausstellung entwickle ich einen passenden Workshop im KUB.

 

Seit 2007 bin ich als Lehrer am Institut für Soziale Berufe (ifsb) in Ravensburg tätig und unterrichte dort Kreativ-Pädagogik. Seit 2010 biete ich Fort- und Weiterbildungen für ErzieherInnen, GrundschullehrerInnen und Menschen an, die in verschiedenen sozialen Bereichen tätig sind und sich weiterbilden möchten.

 

Ein besonderes Erlebnis war ein Projekt, das ich im Erdbebengebiet von L'Aquila durchführte. Am 6. Mai 2009 wurde die Stadt von einem Erdbeben zerstört und 309 Menschen starben. Nach einem Jahr mit „Italienischen Behörden“, dem Sammeln von Material, dem Finden von Sponsoren und der Überzeugungsarbeit ging es los. Gemeinsam mit zwei Abiturienten der Waldorfschule und meiner Tochter haben wir in L’Aquila mit 400 Kindern aus Kartonage und Farben ihre Stadt wieder aufgebaut. Wir haben das Projekt mit einem Film dokumentiert. Es sind nicht nur die Kinder der Schule zu sehen, die an dem Projekt teilnahmen: Es gibt auch viele Interviews mit Kindern und Erwachsenen, die ihre Geschichten über das Erdbeben erzählten.

 

Seit 2013 arbeite ich auch als Referent bei der Bildungsakademie "Feinschliff" in München. Dort habe ich eine Zusatzqualifikation im kreativen Bereich ins Leben gerufen. Mehr siehe Termine.

 

Von 2016 bis 2018 habe ich mit der Caritas Vorarlberg Projekte mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen  durchgeführt. Viele konnten kein Wort Deutsch oder Englisch sprechen. Durch die visuelle Sprache konnte ich diesen jungen Menschen Techniken zeigen, wie sie ihre Geschichte von der Flucht visuell erzählen konnten. Nach dem Projekt des Jahres 2017 fand eine Ausstellung im Landhaus Bregenz statt. Es berührte mich sehr, mit welcher Begeisterung diese jungen Menschen ihre Bilder zeigten, so wie Wörter gesucht haben, um den Besuchern von ihren Werken zu erzählen. Für dieses Projekt wurde ich mit dem KIWANIS-Preis ausgezeichnet, als "Bestes Projekt mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen".

 

2018 bis 2021 habe ich an der OWB (Wohnheime, Einrichtungen, ambulante Dienste gemGmbH) Ravensburg, die Angebote für Menschen mit Behinderungen anbietet, mit behinderten Menschen gearbeitet. Es zeigte sich, dass Teilnehmer, die ihr Leben zu Beginn nur mit schwarzer Farbe gemalt hatten, sich langsam auch mit anderen Farben ausdrückten.

 

In den Jahren 2010 bis 2012 entwickelte ich gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Professor Winfried Nussbaummüller die "Kunstbox". Eine Fortbildung für Erzieher, Kunstlehrer aller Schulstufen.

Es handelt sich um einen Würfel, der sich mit Klettverschluss öffnen und schließen lässt. Auf jeder Seite des Würfels können Teilnehmer eine kleine praktische Arbeit nach einem bestimmten Künstler machen. Es ist eine praktische Umsetzung eines bestimmten Künstlers unserer Zeit. Dazu eine kurze Beschreibung der verschiedenen Botschaften des Künstlers. Prof. Nussbaummüller hat diese zusammengefasst.

Die Weiterbildung ermöglicht es den TeilnehmerInnen, ihren Kindern, Schülern und Studenten, 12 verschiedene kreative Arbeiten anzubieten.

 

Im Jahr 2012/2013 ließ ich in einer zweitägigen Fortbildung an der Pädagogischen Hochschule (PH) Vorarlberg in Feldkirch ebenfalls eine Kunstbox nach der Munari-Methode erstellen - mit sehr positiven Rückmeldungen von den Teilnehmern: Lehrer von Grundschulen, Gymnasien und Kunstlehrer von der Universität Vorarlberg.

 

Februar 2023 nahm ich am Symposium "Kunst und Kreativität" an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg in Feldkirch teil, um ein praktisches Angebot über die Munari-Methode zu bieten.

 

März 2023 Beratung, Coaching und persönliche Einführung an Thomas Poschauko in Bad Feilbach:

Wie kann man den individuellen Kreativitätsprozess anregen und fördern?

 

Meine Workshops richten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Ich arbeite auch gerne mit Erwachsenen, die ihre Kreativität wiederentdecken wollen, wie zum Beispiel Grafikern, Werbeagenturen, Kunstlehrer, die neue kreative Anregungen suchen. Fragen Sie gerne an! Ich freue mich auf Sie.

 

 

 

Erdbeben in L´Aquila (I)

2009 zerstörte ein Erdbeben die Stadt L´Aquila in den Abruzzen. 


 

Dopo-Danach

Ein Beben erschütterte im Jahr 2009 die Stadt
L`Aquila im Süden Italiens. Nach einem Jahr Vorbereitung und Organisation, fuhr ich, mit meiner Tochter Giannina und zwei Studenten, Lenny und Nikhiil, in die Stadt Paganica. Ich leitete dort ein Projekt für 400 Kinder der Grundschule, in dem wir mithilfe von Kartonagen Material ihre Visionen für die Zukunft ihrer zerstörten Stadt entwickeln sollten.

Projekt mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

Geflüchtete Jugendliche aus unterschiedlichen Ländern Afrikas und Asien erzählen ihre Geschichten durch visuelle Sprache.


Lebenslinie 

Ein Gitter oder eine Mauer sind die Hindernisse, die in Europa überwunden werden müssen. Junge Menschen, die kein Wort Deutsch sprechen, erzählten ihre Erfahrungen und Träume durch Bilder.


Kilimandscharo, Afrikas Symbol, wird immer versuchen dieses Hindernis zu überwinden.


Ein Turm repräsentiert Afghanistan und ein anderer Pakistan, nachdem sie lange Zeit in der Defensive waren. Diese beiden Länder begannen nach einem langen Krieg eine Friedensbrücke zu errichten.
Diese Brücke wird in einer Nacht durch eine französische Bombe zerstört.
Seid, dem fingen die Menschen an, ihre Länder zu verlassen.
Die beiden Jungen, ein Afghane und ein Pakistaner, fanden Frieden, als sie in Bregenz (symbolisiert durch den Pavillon am Bodensee) eintrafen.

Viele Mütter mit ihren Kindern werden versuchen, diese Barrieren zu überwinden.


Afrika,das Land der Palmen ermöglicht Europäern, sich vom Alltag abzuwenden, Sonnenschein, Palmen und Ruhe zu genießen.
Ein Äthiopischer Junge, mit der Fahne aus seinem Land und die österreichische Fahne erzählte, dass Europa für viele Afrikaner das Paradies mit Palmen ist.